„Und hier sehen Sie das Equitana-Ringteam. Die Jungs sind seit über einer Woche pausenlos für euch im Einsatz, um das Wohnzimmer der Equitana in Windeseile herzurichten. Eigentlich haben die Jungs mit Pferden gar nichts am Hut, bereiten sich aber trotzdem 24 Monate auf diesen Einsatz hier vor“
So oder so ähnlich wurden wir während des Tagesprogramms im Showring der Equitana von Christian Kröber angekündigt, wenn wir mal wieder in Rekordgeschwindigkeit unter tosendem Applaus das Dressurviereck für den nächsten Cup aufgebauten. Christians Vater, Wolf Kröber, haben wir die Ehre zu verdanken, alle zwei Jahre als eingeschworenes Ringteam eine Woche auf der Weltmesse des Pferdesports zu arbeiten. Als Mitgründer der Equitana wurde uns als Germania schließlich das Lebensrecht gesichert, alle zwei Jahre das Ringteam zu stellen. Das haben wir meiner Ansicht nach in den letzten fünf Jahrzehnten auch immer mehr oder weniger gut hinbekommen. Zumindest wenn man in der Altherrenschaft nach Geschichten von der Equitana fragt, wird meist mit einem großen Lächeln geantwortet und werden Geschichten von beerdigten T-Shirts oder Segelmanövern vom Rücken des Pferdes auf den Reitboden erzählt.
Auch in diesem Jahr durften wieder zwölf Germanen ihre Tasche packen und für knapp zehn Tage in die Parallelwelt der Pferde eintauchen. Da ein Großteil von uns nicht das erste Mal mit auf der Equitana waren, wurden wir vom Showteam bereits mit offenen Armen empfangen. Direkt wurde uns gesagt, dass wir hier mit genau dem gleichen Grinsen wie vor zwei Jahren stehen würden. Im Vergleich zu meiner ersten Equitana direkt nach Corona die herzlichste Begrüßung die ich erleben durfte. Im ersten Jahr wurden wir nicht einmal begrüßt, sondern durften uns von Thomas und Andre, unseren Chefs für die Messezeit, direkt eine Standpauke anhören, dass wir während der Arbeitszeit unter keinen Umständen Alkohol trinken dürfen und uns bloß vom bösen DAR-Stand fernhalten sollen, da es dort in jüngster Vergangenheit unter Alkoholeinfluss zu Vertragsunterschriften gekommen sei. Davon natürlich wenig beeindruckt, haben wir dennoch weiterhin den Austausch mit dem deutsch-akademischen Reitverband gepflegt. Der Kontakt zum DAR hat sich mittlerweile von der Equitana auf weitere Reitturniere ausgeweitet, bei der das Ringteam seine Dienste (Parcoursdienst und gute Stimmung) anbietet.
Parcoursdienst auf höchst professionellem Niveau wurden in den zwei Tagen vor offiziellem Start der Messe zu genüge einstudiert. Das Ganze fand unter Leitung von Thomas und Andre statt. Die beiden machen den Job zwar schon seit Jahren mit uns, doch herrschte ein stets eigenartiges Verhältnis zu unseren Chefs. Bemerkbar machte sich das unter anderem am Umgangston uns gegenüber, da wir trotz mittlerweile jahrelanger Zusammenarbeit mit uns jeder lediglich mit „Du da“ und „Ey du“ angesprochen wurde. Sehr bemerkenswert, da die meisten von uns ihre Namen auf den Equitana-Jacken oder Pullis aufgestickt hatten. Auch als nach Grabo, der die dritte Equitana in Folge das Auto mit dem Anhänger für die schweren Hindernisse rein uns rausfährt, gesucht wurde hieß es nur; „Ey wo ist der, der immer das Auto fährt?“ Wir deuteten das dann einfach als mangelndes Interesse unserer Chefs, sich neben der abzuleistenden Arbeit mit uns zu beschäftigen, haben nicht nachgedacht und das gemacht, was man uns gesagt hat, nicht mehr und nicht weniger.
Für die Arbeit die wir aber geleistet haben, gab es erstaunlicherweise von allen anderen Seiten großes Lob. Insbesondere seitens des Showteams, ohne das wir nur ein nutzloser Haufen wären, der sich den ganzen Tag Pferde anschaut, gab es besonders viel positive Rückmeldung. Nicht nur zu unserer Arbeit, sondern auch zur guten Stimmung, die wir ins gesamte Backstage-Team gebracht haben. Ich denke, es ist gerade für die frauendominierte Pferdewelt mal ganz erfrischend, wenn ein Team von Jungspunden, die nicht viel mit Pferden zu tun haben, mit anpacken und nicht direkt aus allen Wolken fallen, geschweige denn erkennen, wenn plötzlich Deutschlands erfolgreichste Dressurreiterin mit ihrem Gaul aus der „Millionenklasse“ neben einem steht und nett nach der Gerte bittet, die ihr während des Auftritts in den Ring gefallen ist.
Jede Show findet unter einem bestimmten Motto statt. Untermalt wird das Ganze durch epische Zwischenansagen von Christian Brückner, dessen Stimme jedem aus den National Geographic Dokumentationen bekannt sein sollte. Dieses Jahr lautete das Motto „Volaris“ „Volaris steht nicht nur für das Fliegen an sich, sondern für die Sehnsucht nach Ferne, für Orientierung in der Weite, für das stille Vertrauen, dass über jedem Horizont ein neuer Stern auf uns wartet. Ein Name wie eine Himmelsrichtung – geschaffen, um aufzubrechen.“ Das Motto hat sich auch das Team Mirage Espanol zu Herzen genommen und eine spektakuläre Nummer mit zwei riesigen Gebinden aus insgesamt 500 mit Helium gefüllten Luftballons präsentiert. Wir durften dann dabei helfen jeden Ballon einzeln aufzufüllen, zuzuknoten, an einer Schnur zu befestigen, zu Fünfer-Gruppen zu binden und schließlich an ein Seidentuch zu einem Großen Gebinde zu machen. Nach geschlagenen zwei Stunden waren wir froh, dass die Arbeit getan war. Leider hatten wir nicht bedacht, dass die Ballons recht schnell Luft verlieren, und wir jetzt jeden Tag vor der Show die Gebinde neu machen dürften. Effizient, wie wir sind, haben wir uns das dann als Herausforderung gesetzt und am letzten Tag im Ringteam die Zeit auf knapp unter eine Stunde reduzieren können. Am Ende fehlte uns aber die Expertise die anspruchsvolle Nummer wertzuschätzen.
Wertgeschätzt wurde auch die Arbeit von Tina, die in den letzten 30 Jahren die Leiterin der Equitana war und den Job in Zukunft an einen noch unbekannten Nachfolger abgeben wird. Nach einer sehr emotionalen Abschiedszeremonie bei der Hop-Top-Show gab es im Anschluss im kleineren Rahmen ein großes Paella Essen mit dem Showteam. Dabei wurde nicht nur Tina verabschiedet, sondern auch nochmal unser tatkräftiger Einsatz gewürdigt, den wir seit 30 Jahren für Tina geleistet haben. In diesen 30 Jahren hat sie natürlich auch viele von uns kennengelernt und nochmal ihren Dank an uns ausgesprochen. Um den Dank für die langjährige und treue Zusammenarbeit mit uns zu teilen, haben wir als Germania ein ganz besonderes Geschenk erhalten: eine original von der Gründung stammende Equitana Prunkfahne! Diese ist mindestens genauso Teil der Geschichte der Equitana wie das Ringteam selbst. Und genauso ist das Ringteam Teil der Germania, weshalb die Prunkfahne noch einen besonderen Platz auf dem Haus bekommen wird. Auch wenn sich die Equitana im Umbruch befindet und eine nächste Ausgabe mal wieder auf der Kippe stand, wurde uns noch zugesichert, dass das Ringteam solange bestehen bleibt, wie es die Equitana gibt.
„Und damit verabschieden wir die Jungs vom Equitana-Ringteam in den wohlverdienten Feierabend. Das Bier haben sie sich mehr als verdient. Vergesst auch nicht dem Instagram-Kanal des Ringteams zu folgen. Gebt einfach „ringteam1877“ ein, dann findet ihr den Kanal. Für weitere Eindrücke schaut auch mal auf der Website des Ringteams vorbei. “ Oder so ähnlich würde Kröber beim Rauslaufen abmoderieren.
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