Fragt man einen Bonner Couleurstudenten, von welchem Bier er bislang am meisten getrunken hat, so wird in den allermeisten Fällen „Oettinger“ die Antwort sein. Ob es sich dabei um Pils, Helles oder gar Export handelt, ist dann doch jedem Bund selbst überlassen. Jedoch bleibt die Frage offen, ob am Ende der Preis, der unverwechselbare Geschmack oder der Kultstatus des Bieres für die große Beliebtheit verantwortlich ist. Klar ist jedoch, dass Oettinger in coleurstudentischen Kreisen mittlerweile genauso dazugehört wie Tauben in die Bonner Innenstadt. Um dann doch mal zu erfahren, woher das ganze Bier, von dem alle zwei Monate zwei Paletten in die Argelanderstraße 22 geliefert werden, eigentlich herkommt, habe ich keine Mühen gescheut, eine Führung zu organisieren. Leider ist das Ganze nicht ganz so einfach gewesen, wie anfänglich angenommen.
Seit meinem Semester als Erstchargierter im Wintersemester 2022/23 versuche ich vergeblich, einen der begehrten Termine bei Meinolf Saure, dem Leiter Service und Brauereiführungen bei Oettinger in Mönchenglad-bach, zu ergattern. In sämtlichen Telefonaten und WhatsApp Chats wurde ich immer wieder auf einen späteren Termin vertröstet. Gründe dafür waren nebst personellen Engpässen zunächst die Corona-Pandemie und später umfassende Bauarbeiten am Brauereistandort Mönchengladbach. In solchen Zuständen wolle man den Oettinger-Fans die heiligen Hallen dann doch nicht präsentieren.

Gewährt wurden bei der Kommunikation mit Meinolf jedoch auch private Einblicke in sein Leben. So wurde ich immer auf dem Laufenden gehalten, dass er mit einem Schlüsselbeinbruch aus dem Krankenhaus gekommen ist oder wo er denn wieder sein Lieblingsbier verköstigt. Auch sämtliche Urlaubsfotos von Meinolf am Strand landeten stets in meinem Chatverlauf. Es wurde dabei ganz klar: Dieser Mann lebt die Marke Oettinger und steht mit Herz zu dem Bier! Bei wem könnte es also eine bessere Führung durch die Brauerei geben als bei Meinolf?
Voller Vorfreude haben wir uns an einem Freitagmittag auf den Weg von Bonn nach Mönchengladbach gemacht, einer der drei Brauereistand-orte in Deutschland. Pünktlich um 15 Uhr c.t. wurden wir dann von Meinolf am Eingang empfangen und durften endlich das Betriebsgelände betreten. Wer bis jetzt noch gedacht hat, dass in unserem Keller viele blaue Bierkästen stehen, wurde spätestens hier vom Gegenteil überzeugt. Über das gesamte Gelände standen Türme aus Oettinger Kästen, die manch einem Häuserblock gleichkamen. Hier gab es dann auch schon die ersten Infos über das Fassungsvermögen der Biertanks. Sind diese bis ans Limit gefüllt, reicht die Menge aus, um jeden Bonner Bürger mit einem Liter Bier zu versorgen.

Bei diesem Fakt wurden wir dann auch schon durstig, wodurch wir dann direkt zur ersten Station der Führung kamen: Die Braustube. Hier wurde bereits das gesamte Sortiment, von Lager, Hellem, Pils bis hin zu Oettinger Wasser für uns zum Durchprobieren vorbereitet. Währenddessen wurden uns Zahlen, Daten und Fakten, aber auch etwas über die Geschichte des Bieres und Oettinger nähergebracht. Dafür war ursprünglich nur eine knappe Stunde angesetzt, doch aufgrund sämtlicher Nachfragen, wie zum Beispiel die eines Bundesbruders, warum Zigaretten denn so herrlich schmecken würden, wenn man vorher Bier getrunken habe, hat sich der auf eine Stunde angesetzte Besuch in der Braustube auf zweieinhalb Stunden verlängert. Natürlich folgte auf diese Frage erst einmal eine ausgiebige Raucherpause.

Nach der wohlverdienten Pause sind wir dann schließlich mit Meinolf in Richtung Produktionshallen gegangen. Normalerweise sollten wir hier zu Augen bekommen, wie täglich x Flaschen die Hallen verlassen. Doch da es bereits Freitag war, befanden sich sowohl die Abfüllanlage als auch die meisten Mitarbeiter bereits im wohlverdienten Wochenende.
Hier haben wir wieder viel Input so-wohl über die herausragende Qualität von Oettinger als auch über den Brauereistandort Mönchengladbach bekommen. Es ist tatsächlich der einzige Standort von Oettinger in Deutschland, der auch Führungen anbietet.
Über die Jahre hinweg wurde dieser nach und nach zu einer „Show-Brauerei“ weiterentwickelt. Im Grunde genommen bedeutet das, dass dieser darauf ausgelegt ist, den Besuchern einen tieferen Einblick in die Kunst des Bierbrauens zu geben. Widergespiegelt hat sich das Ganze in verschiedenen Stationen, an denen erklärt wurde, wie genau der Brauprozess abläuft und wie die Maschinen funktionieren. Auch alte Gerätschaften waren am Rande aus-gestellt, wo man sehen konnte, wie Bier vor 200 Jahren gebraut wurde.
Nach der Abfüllanlage durften wir dann in die Ausbildungsbrauerei. Hier lernt der Oettinger-Brauernachwuchs von, wie Bier gebraut wird, bevor es an die echten Tanks geht. Natürlich mussten wir als Experten die Braukunst der Azubis bewerten und durften uns das Bier ganz frisch direkt vom Braukessel zapfen. Und ich als Experte beurteile die Arbeit der Azubis als mehr als zu-friedenstellend.

Zu guter Letzt haben besagte Füxe noch den Boden mit einem Wasserschlauch gereinigt und wir uns auf den Weg zurück Richtung Braustube gemacht, dem Ort an dem die Führung begonnen hatte. Natürlich hat es sich Meinolf auch hier nicht nehmen lassen, uns noch ein letztes Oettinger sowie reichlich Werbegeschenke mit auf den Weg zu geben.
Wir nehmen tolle Erinnerung und er-weitertes Wissen über die Marke Oettinger mit nach Hause und bin mir sicher, dass wir das nächste Mal, wenn der Oettinger-Laster wieder zwei Paletten Bier und Softdrinks in die Argelanderstraße 22 bringt, immer an Meinolf, die Brauerei und den herrlichen Tag denken werden.
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