Exkursion in den Landschaftspark Duisburg Nord
Wer sich einigermaßen mit der Geschichte Nordrhein-Westfalens und dem couleurstudentischen Treiben auskennt, hat das Wortspiel sicherlich verstanden. Mit dem Pott ist hier sowohl der allseits beliebte Germanenkrug, als auch der Ruhrpott gemeint, wie er liebevoll geannt wird. Ob er denn nun mit 15 Germanen oder mit tollen Erinnerungen gefüllt wird, kann jetzt jeder selbst in den Titel der Veranstaltung rein interpretieren.
Für uns Germanen hat der Tag schon in aller Früh mit einem gemeinsamen Frühstück auf dem Haus begonnen. Frisch gestärkt und voller Hoffnung einigermaßen pünktlich anzukommen, haben wir und dann mit der Bahn auf den Weg gemacht. Den eingeplanten Puffer von einer Stunde haben wir dank der Deutschen Bahn voll auskosten dürfen und wurden schließlich am unglaublich schönen Duisburger Hauptbahnhof von Mika und AH Hoffmann in Empfang genommen.
Um an die industriellen Zeiten und die mit Feinstaub verschmutze Luft zu erinnern, wurde ein mit Aktivkohle versetzter Pfefferminzlikör angeboten. So wurde aus der klaren „Berliner Luft“ mal eben die pechschwarze „Duisburger Luft“. Hier haben wir auch gleich die erste Bergmannstradition kennengelernt. „Der erste Schluck aus der Flasche wird auf den Boden gekippt. Das hat den Bergleuten damals auch schon Glück gebracht“ hat uns Mika dazu erläutert. Im Anschluss ging es entlang der Emscher auf einer ehemaligen Bahnanlage in Richtung Landschaftspark.
Natürlich wurde der Weg von zahlreichen spannenden Infos begleitet. So hat das Land NRW beispielsweise mehr als fünf Milliarden Euro in die Renaturierung der Emscher investiert, die im letzten Jahrhundert auf Grund ihres Gestanks nicht wirklich als Gewässer bezeichnet werden konnte. Doch wenn man heute dort entlanggeht, lassen einen nur noch die Relikte des Industriezeitalters an die vergangenen Tage und die Verschmutzung der Luft und der Gewässer erinnern. Obwohl seit den Achtzigern kein Hochofen mehr in Betrieb und auch kein Stahl mehr produziert wird, sind die Spuren dieser Zeit noch sichtbar, wie uns Mika, Geografie-Student im Master, auf der Tour durch den Landschaftspark deutlich gemacht hat.
Eines der ältesten Gebäude hier ist die sogenannte Gebläsehalle. Diese diente einzig und allein dem Zweck, Luft für den Hochofen zu anzusaugen, zu komprimieren, um diese schließlich in den Hochofen zu leiten. „Vorstellen kann man sich die Anlage wie einen großen Blasebalg. Nur dass dieser nicht von Hand bedient wird, sondern ein ganzes Gebäude in Anspruch nimmt und pro Tag circa drei Millionen Kubikmeter Luft für den Hochofen erzeugt.
„Das ist mehr Volumen als die Cheopspyramide in Kairo hat“, so Mika über die 1902 erbaute Halle, die heute für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt wird, unter anderem auch schon von unserem Bundespräsidenten.
Der Landschaftspark ist demnach ein Paradebeispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Früher hat hier das Herz der Kohle- und Stahlindustrie Europas geschlagen. Heute wird alles darangesetzt, die Region durch Projekte wie den Landschaftspark Duisburg Nord sowohl landschaftlich als auch kulturell aufzuwerten. Kunstbegeisterte können sich hier auf der Piazza Metallica ihren Gedanken freien Lauf lassen. Dieser Platz besteht aus vielen Eisenplatten, dessen Textur an die eines Gletschers erinnern soll. Auch für Kulturliebhaber bietet der Landschaftspark ausreichend Möglichkeiten. Neben der Gebläsehalle, die meist für kleinere Veranstaltungen und Tagungen verwendet wird, gibt es noch eine große Halle für Konzerte. Abenteurer und Sportler kommen natürlich auch auf ihre Kosten. Viele der Industrieanlagen wurden für Kletterer umgerüstet und sind nun mit der entsprechenden Sicherheitsausrüstung zugänglich.
Als Highlight der Tour und letzte Station haben wir noch die rund 70 Meter hohe Aussichtsplattform auf dem Hochofen 5 erklommen. 1952 erbaut, wurde hier bis in die Achtziger Roheisen erzeugt und kurz vor der Schließung nochmal saniert, weshalb der Hochofen heute vergleichsweise gut in Schuss ist und auch ohne Sicherheitsausrüstung begehbar ist. Von oben hat man einen fantastischen Rundumblick über Duisburg und das Ruhrgebiet. Da wir mittlerweile auch schon durstig waren, haben wir uns von dort aus Richtung Finkenkrug gemacht. Doch so einfach wie gedacht war der Weg dorthin doch nicht. Sämtliche Straßenbahnen sind ausgefallen, was natürlich mit erheblichen Wartezeiten verbunden war
Einige haben sich die Wartezeit mit einem Bier vom örtlichen Kiosk versüßt. Die Kioskbesitzerin hat sich so über unseren Besuch gefreut, dass sie uns ins Wohnzimmer oder besser gesagt ins Hinterzimmer des Kiosks eingeladen hat. Hier war nicht viel mehr als ein Regal, eine Couch, Campingstühle und ein sporadisch aus Postkisten zusammengebauter Tisch zu finden. Nichtsdestotrotz war die Stimmung gut, uns wurde Bier angeboten, Musik gemacht und die Kinder haben Selfies mit uns gemacht. „Wir wollen euch Bonnern ja auch mal zeigen, was Duisburger Herzlichkeit ist“ hat die Kioskbesitzerin uns noch mit auf den Weg gegeben. Ihr Vater hat selbst jahrelang auf dem Gelände des heutigen Landschaftsparks gearbeitet. Die Dame war also entsprechend begeistert, dass es uns von Bonn aus ins Ruhrgebiet verschlägt, nur um uns den alten Arbeitsplatz ihres Vaters anzuschauen.
Trotz der herzlichen Gastfreundschaft mussten wir uns dann auch wieder verabschieden, um nun wirklich den Weg Richtung Finkenkrug anzutreten, einer Kneipe, die über 300 verschiedene Biersorten im Angebot hat. Dort haben wir den Abend bei internationalen Bierspezialitäten ausklingen und die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen.
Der Tag war zwar anstrengend und mit viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden, jedoch hatten alle eine gute Zeit und hat viel über Duisburg und die ehemalige Industrie im Ruhrgebiet gelernt. Einige hat es dann zu später Stunde noch auf einen Bummel durch die Duisburger Couleurszene verschlagen.
An der Stelle möchte ich mich nochmal im Namen der Aktivitas bei Mika für den gut durchgeplanten Tag bedanken. Wir konnten viel über die Industriekultur in Duisburg lernen und haben zumindest einen kleinen Teil der Stadt kennenlernen dürfen.